Insbesondere für die Wuppertaler Oberbürgermeister-Kandidatin Gunhild Böth („Die Linke“) dürfte die „Wahlbühne“ von „Radio Wuppertal“ und „Westdeutscher Zeitung“ (WZ) am Abend des 25. August vorgekommen sein wie ein Heimspiel in der alten „DDR“. Die Altparteien schmorten in altbekannter Weise im eigenen Saft. Das Prinzip des Blockparteien-Systems à la Erich Honecker feierte einem Zombie gleich fröhliche Urständ.
Erster zentraler Fehler der von Lothar Leuschen (WZ) und Georg Rose („Radio Wuppertal“) in der Barmer Oper geleiteten Veranstaltung war das Ausklammern der Stadtoberhaupt-Bewerber Markus Stranzenbach (PRO-Bewegung) und Björn „Hose“ Werner („Die Partei“). Zweiter wesentlicher Fehler war das Vor- und Nachselektieren jeglicher Fragen an die Kandidaten von CDU, SPD, „Grünen“, „Die Linke“ und Wählergemeinschaft. Spontan aus dem Publikum heraus durften keine Fragen gestellt werden. Leuschen und Rose konnten somit agieren wie Diktatoren in freier Wildbahn.
Inhaltlich auffällig war die Tatsache, dass Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) beiläufig auf den in Wuppertal äußerst marginalen Rechtsextremismus verbal einprügelte, aber mit keiner einzigen Silbe das „Autonome Zentrum“ der Linksextremen an der Gathe oder das salafistische Unwesen in der Stadt thematisierte. Ferner „rühmte“ sich Jung damit, erstmals kommunale Spitzenvertreter zum islamischen Fastenbrechen entsandt und einen mohammedanischen Friedhof in die Wege geleitet zu haben. Was nun an einer ungesunden, religiös motivierten Praxis und ohne Särge beerdigten Leichen so gewinnbringend sein soll, konnte leider nicht erfragt werden.
Im Laufe des Abends wurde Gunhild Böth immerhin mit ihrer tief sozialistischen Biographie seit den frühen 1970er Jahren konfrontiert, doch der richtig interessante Teil wurde kurzerhand umgangen. Als Leuschen das Gespräch auf ihre knallrote Parteikarriere gelenkt hatte, rief ein PRO-Deutschland-Anhänger in den Saal hinein, Böth sei zehn Jahre lang Mitglied der direkt „DDR“-finanzierten DKP gewesen, was Fakt ist. Der Chefredakteur Wuppertal der WZ winkte sofort ab, der unmittelbare politische Schulterschluss Böths mit den Mauermördern und Stasi-Schergen von Ost-Berlin sei kein diskussionswürdiges Thema. „Debattenkultur“ der Marke Leuschen!
Da SPD-Kandidat Andreas Mucke ein typischer Vertreter des roten Filzes in Beamtenschaft, öffentlichem Dienst und staats- bzw. stadtnahen Unternehmen ist, kam gegen ihn die kleine Spitze, ob nicht seine jetzige Funktion als Geschäftsführer der Wuppertaler Quartierentwicklungs-GmbH nicht von seinen Parteigenossen auf ihn persönlich maßgeschneidert worden sei. Dies verneinte er mit dem Hinweis auf den Entstehungszeitpunkt des Unternehmens 2006, als er noch bei den Stadtwerken tätig gewesen ist. Ob in den ersten fünf Jahren der GmbH nicht ein Leiter übergangsweise platziert worden sein könnte, wurde nicht erörtert.
Die Kandidaten von Wählergemeinschaft und „Grünen“ kamen noch blasser rüber als die drei übrigen, die anwesend waren. Marc Schulz („Grüne“) vertrat letzten Endes nur Allgemeinplätze der politischen Korrektheit. Am unprofessionellsten wirkte Beate Petersen (für die Wählergemeinschaft), die häufig in Abwehrhaltung auf der Bühne stand, indem ein Arm schlaff nach unten hing, an dessen unteren Teil sich die Hand des anderen Arms klammerte. Anfängerfehler, die auch Leuschen beging, da er gern beim Reden eine Hand in die Hosentasche steckte.
Gegen Ende des zweistündigen Spektakels rief ein leicht angesäuerter Bürger in den Raum, dass es der Veranstaltung sehr schwer geschadet habe, nicht alle Kandidaten eingeladen und keine einzige Frage ad hoc durch die Besucher zugelassen zu haben. Dies habe einen sehr faden Beigeschmack. Hierfür erntete der couragierte Mann etwas Applaus.
„Einerseits wurde am laufenden Band an diesem Abend über ‚mehr Bürgerbeteiligung‘ fabuliert, doch Lothar Leuschen und Konsorten halten offenkundig den Bürger für nicht mündig genug, alle Bewerber für das Amt des Stadtoberhaupts auf der Bühne sehen oder Fragen aus dem Stegreif stellen zu dürfen, was einfach nur lachhaft ist“, so resümierend der Geschäftsführer der PRO Deutschland/REP-Ratsfraktion Wuppertal, Andre Hüsgen.
„Diese kruden Meinungsmacher scheitern an ihren eigenen hehren Ansprüchen. ‚Radio Wuppertal‘ wirkt wie eine billige Kopie von ‚Radio DDR‘ und die ‚Westdeutsche Zeitung‘ wie das Vor-1989-‚Neue Deutschland‘ für Arme! Leuschen bildet sich anscheinend ein, Teil der zeitgenössischen Nomenklatura zu sein, woraus sich das ‚Recht‘ ableite, gegen Patrioten verbale Schläge unterhalb der Gürtellinie auszuteilen und letztlich im Cäsarenwahn darüber befinden zu können, was die hiesige Stadtpolitik sei und was nicht. Damit jene elende politische Käseglocke, die eine unheilige Allianz aus Altparteien, Massenmedien und sonstigen Elfenbeinturm-Bewohnern im finanziellen Überfluss mit Verzweiflung zu halten versucht, endlich hinweggefegt wird, muss am 13. September unserem Oberbürgermeister-Aspiranten Markus Stranzenbach die Stimme gegeben werden!“