Zwar ist sie erst 22 Jahre alt, wirkt aber optisch so, als ob sie mindestens das Doppelte ihrer Lebenszeit nicht mitbekommen hätte: Die Rede ist von Wuppertals Grüne-Jugend-Chefin Liliane Pollmann. Mit ihrer schwarzen Mütze, die laut „Wuppertaler Rundschau“ (WuRu) ihr Markenzeichen ist, erweckt sie den Eindruck, einer Alt-Hippie-Kommune zu entstammen. Doch diese Tatsache ficht das Kostenlos-Blatt WuRu in keiner Weise an, Pollmann der Leserschaft als eine vermeintlich jung-dynamische Politikerin anzupreisen.
In dem auf sie zugeschnittenen WuRu-Portrait heißt es ganz und gar im Klischee, Pollmann wünsche sich eine Elberfelder Innenstadt ohne jeglichen motorisierten Individualverkehr. Wo einerseits die berüchtigte Verbotspartei Bündnis 90/Die Grüne nicht zu übersehen ist, herrscht andererseits bei der Alt-Hippie-Jungpolitikerin eine mehr als bedenkliche Libertinage, indem sie pauschal den Verkauf von Cannabis-Produkten an Volljährige freigeben will. Ein überzogenes Gängeln in einem Bereich wird nicht dadurch besser, dass man auf einem anderen Feld für die Allgemeinheit nützliche Begrenzungen zu durchbrechen trachtet.
„Wer wie Pollmann mit ihrer schwarzen Mütze dauernd mit einer Kopfbedeckung selbst in geschlossenen Räumen unterwegs ist, hat nach meinem Dafürhalten etwas Manisches“, sagt die Wuppertaler PRO/REP-Ratsfrakionsvorsitzende Claudia Bötte.
„So etwas ist ähnlich schräg wie Kopftuch- oder gar Vollschleier-Mohammedanerinnen und Wollmützen-Hipster, die selbst bei über 30 °C im Schatten derart durch die Weltgeschichte wandeln. Aber wollen wir uns nicht an Äußerlichkeiten aufhalten.
Bei der WuRu findet sich nur ein klitzekleiner Anflug von Kritik an Pollmann, indem darauf verwiesen wird, dass die Master-Studentin mit ihrem PKW zum Studium nach Bochum pendelt. Jener aus grüner Perspektive negative Fakt wird zu entschuldigen versucht, die Zeitersparnis ermögliche ihr mehr Engagement für die Partei. Allerdings gibt es mit dem Städteschnellbus 67 eine direkte Verbindung zwischen dem Hauptbahnhof in Elberfeld und der Ruhr-Universität Bochum, doch das scheint die Möchtegern-Ökologistin Pollmann nicht wirklich zu interessieren.
Bei einer ideologisch strikt rot-grünen Redaktion wie der WuRu nimmt es in keiner Weise wunder, wenn die Genossen in Lokalmedien und Altparteien sich gegenseitig die Bälle zuspielen. Es kommt zu dem Phänomen, das der 2013 verstorbene Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki einmal sehr schön auf den Punkt brachte: ‚Nennst du mich Schiller, so nenne ich dich Goethe.‘ Redakteurin Nicole Bolz ist so etwas wie die Personifizierung der rot-grünen WuRu, während die um einiges jüngere Volontärin Hannah Florian, die für das Pollmann-Portrait verantwortlich ist, dem offenkundig nicht nachstehen will. So lässt sich letztlich der politische Kern der WuRu problemlos auf ein Schmoren im Saft der eigenen Ideologie, ohne jemals über den Tellerrand zu schauen, zusammenfassen.“